Mittwoch, 13. November 2013

- BVMW Report III/2013 – Stoffe für Havanna -

RolloExpress Interview BVMW Report


-BVMW Report III/2013 –

 
 
Der Online-Handel boomt: Fast 40 Mrd. Euro gaben die Deutschen 2012 im Internet für Güter aus. Ein Riesenmarkt mit Potential aber auch Unwägbarkeiten.

Blaue Stoffe sollten es sein. In der kubanischen Kapitale Havanna zog ein neuer Botschafter in die Deutsche Vertretung auf der Karibikinsel. Sein Arbeitsdomizil wurde aus diesem Anlass neu gestaltet, unter anderem mit Maßanfertigungen aus Auerbach im Erzgebirge.
Dort betreibt Michael Knauth, 39, in einem Gewerbegebiet einen Onlineshop für Rollos, Plissees und  Markisenstoffe und alles weitere, was mit Stoff in Verbindung mit dem Schutz vor Sonne zu tun hat. Doch Knauths Team verkauft nicht etwa nur Meterware, sondern speziell zugeschnittene Stoffe und maßgefertigte Plissees, angefertigt auf individuellen Kundenwusch hin. Was im ersten Moment natürlich die Frage aufwirft, wie eine solche Präzisionsarbeit über das Internet bewerkstelligt werden soll? Und wie die deutsche Botschaft in Kuba eigentlich dazu kommt, im beschaulichen Erzgebirge ihren Sonnenschutz zu bestellen?
Für die Montage hat rolloexpress.de eine Kooperation mit dem Onlineportal myhammer.de, welches sich auf handwerkliche Dienstleistungen spezialisiert hat. Da kann sich jeder Kunde vorab Angebote zur Montage einholen, die dann von Handwerkern aus seiner Gegend ausgeführt wird. "Das wird sehr gut angenommen", sagt Knauth.
Bei www.rolloexpress.de geht alles über Schnittstellen. Der Kunde gibt seine Maße ein, die Bestellung landet automatisch in der Manufaktur. Dort wird die Bestellung von den Meistern bearbeitet, anschließend an die Packstation verschickt. Ein effektives Geschäft. Wenn er zum Kunden messe gehe, müsse er alles in allem drei Stunden pro Auftrag einkalkulieren, online dauere das ganze drei Minuten, rechnet Geschäftsführer Knauth beispielhaft vor.
Doch natürlich braucht es dafür ein ausgeklügeltes Online-Tool, welches die Kunden beim Messen an die Hand nimmt. Schließlich misst nicht der Meister, sondern Käufer selbst. Detaillierte Anleitungen sollen ihn dabei unterstützen. Allein sie wurden in den drei Jahren seit dem Launch der Website an die 20 Mal überarbeitet. Das Problem liegt nicht nur in der korrekten Messung der Höhe und Breite - weitere, deutlich speziellere Parameter wie beispielsweise spezifische Stoffeigenschaften müssen auch beachtet werden. Dafür sorgen sogenannte Konfiguratoren, die speziell für rollo-express.de von der Plauener Agentur, MG Sofware konzipiert werden. "Bald kommt die nächste Stufe dieser Software", sagt Knauth.
Trotz ausgeklügelter Software und genauen Anleitungen bleiben Messfehler der Kunden nicht aus. Kleine Messfehler kann sein Team für 20 Euro nacharbeiten. In einer Woche hat der Kunde seinen Stoff dann zurück. "Daran verdienen wir effektiv nichts, aber es ist ein Service, den wir bieten." Bei manchen Fällen ist aber auch der Experte machtlos. Erst neulich hatte sich eine Kundin bei ihren 2,19 Meter hohen Fenstern um einen Meter vermessen. So war die gelieferte Ware nur 1,19 Meter hoch. "Da können wir dann auch nichts mehr machen", bemerkt Knauth achselzuckend.
www.rolloexpress.de bietet alle gängigen Zahlmethoden an, und hatte noch nie Probleme: Paypal und Sofortüberweisung sind kostenlos, bei Vorkasse gibt es drei Prozent Rabatt. Teurer wird es nur bei Zahlungen via Kreditkarte: "Das kostet drei Prozent des Kaufpreises, weil wir genau den Betrag auch an den Anbieter zahlen müssen", erklärt Knauth.
"Wir wollen unsere Maßanfertigungen in zwei Tagen liefern können. Stoffe, die nicht da sind, werden deshalb vorübergehend abgeschalten", sagt Knauth. Am Tag kommen an die 40 Bestellungen an, erstaunlicherweise mehr von Frauen als von Männern. "Sie kümmern sich wahrscheinlich eher um die ästhetische Gestaltung ihres Domizils", vermutet Knauth.
Mit einem guten Konzept, verlässlichen Service und schneller Lieferung hat sich www.rolloexpress.de weit über die Grenzen Sachsens hinaus einen Namen gemacht. Im Bereich der Werbemarkisen sind die Auerbacher Marktführer. Irgendwann muss dieser Ruf auch zum Auswärtigen Amt vorgedrungen sein. Und so kam es, dass dieses bei Michael Knauth die Stoffe für die kubanische Botschaft bestellte. Das sei eben Onlinehandel, sagt er. "Umso mehr man macht und, vor allem, umso seriöser man arbeitet, umso mehr Aufträge zieht das nach sich." Und deshalb hängen jetzt eben in Havanna blaue Markisenstoffe aus dem Erzgebirge. 
-Bundesverband mittelständische Wirtschaft, Unternehmerverband Deutschlands e.V. –Report

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